13.11.2019
So erkennst du Angst und Stress bei deinen Katzen
Katzen sind kleine Raubtiere, die in der Lage sind, auf ungewohnte Ereignisse und potentielle Gefahren blitzschnell zu reagieren.
Diese Fähigkeiten sichert ihr Überleben in freier Natur. Auch unsere Stubentiger reagieren auf diese Weise, wenn sie ihr Leben bedroht sehen.
Wie ich im ersten Teil dieser Serie schon erwähnt habe, kann Stress akut oder in der chronischen Form auftreten.
Jede Katze reagiert individuell auf stressige Situation – abhängig von der jeweiligen Persönlichkeit, den Genen und Erfahrungen. Dabei muss es sich nicht unbedingt um ein ängstliches Tier handeln.
Katzen, die jedoch schon von Geburt an eine ängstliche, unsichere oder hoch sensible Persönlichkeit zeigen, sind weitaus anfälliger für Stress. Sie reagieren viel schneller und früher auf eigentlich ungefährliche Reize, durch die sie sich bedroht fühlen.
Verhaltensmerkmale
Körperhaltung
- Kopf unter die Rückenlinie gesenkt
- Körper wird tief gehalten, Gliedmaßen eingeknickt, der Bauch schleift evtl. am Boden
- Der Schwanz kann eng an die Beine gezogen oder zwischen die Beine geklemmt und eng am Bauch anliegen
- Ohren können seitlich oder nach hinten angelegt sein
- Die Katze kann sich langsam – wie in Zeitlupe vorwärts oder rückwärts bewegen, in tief geduckter Haltung schnell flüchten oder auch angreifen.
- Breitseitendrohung
Die Katze fühlt sich bedroht, hat Angst, ist aber gleichzeitig bereit für eine Verteidigung. Sie zeigt ihre komplette Körperseite, macht sich groß und wirkt so auf einen vermeintlichen Feind sehr beeindruckend. Der Stress und die Anspannung lassen nach, sobald sich die Bedrohung entfernt.
Je nach Persönlichkeit der Katze kann es zur Flucht oder auch zum Angriff kommen.
Angespannte Haltung im Stehen oder im Liegen
- Erstarren
Die Katze wirkt wie eingefroren, starrt den Stressauslöser an, Ohren und Schnurrhaare sind nach vorne gerichtet.
Die Katze versucht, die vermeintliche Bedrohung zu identifizieren und einzuschätzen.
- Kleinkatzenstellung
Hierbei handelt es sich um eine typische Haltung bei Katzen beim Dösen und Beobachten. Die vorderen Pfoten sind unter dem Körper eingeschlagen.
Ist eine Katze gestresst, wirkt diese Haltung verkrampft, die Katze liegt auf den Pfoten, immer bereit aufzuspringen und zu flüchten oder anzugreifen. Der Blick wirkt gehetzt, die Katze hat alles im Blick und reagiert auf kleinste Bewegungen und Geräusche. Die Ohren zeigen deutlich die Anspannung.
Erkennst du den Unterschied zwischen den beiden Fotos?
- Verteidigungsschlaf
Die Katze rollt sich eng zusammen, schützt so den empfindlichen Bauch, die Schnurrhaare sind ebenfalls eng angelegt und die Augen zusammengepresst, die Stirn wirkt angestrengt. Für ungeübte Augen sieht es auf den ersten Blick als würde die Katze entspannt schlafen.
Den Verteidigungsschlaf kannst du manchmal auch in der oben gezeigten Kleinkatzenstellung sehen (z.B. im Tierheim).
Die Katze möchte sich der für sie stressigen Situation entziehen. Ist dies nicht möglich, zieht sie sich auf diese Weise zurück (Seh ich dich nicht, siehst du mich auch nicht.).
Lautäußerungen
- Auch gestresste Katzen können schnurren
- Fauchen, grollen knurren, „spucken“ (explosionsartiges Ausstoßen von Luft)
- Anhaltendes Miauen – häufig in Verbindung mit ruhelosem Umherlaufen
- Durchdringendes Schreien bei Angst, Schmerzen oder extremen Situationen
Das Foto zeigt eine fauchende Katze
Schlafverhalten
Katzen, die unter chronischen Stress stehen, schlafen oft weniger, da sie sich permanent bedroht fühlen und nicht zur Ruhe kommen können.
- Der Schlaf ist unruhig und die Katze erwacht beim geringsten Reiz.
- Umgekehrt kann ein Zuviel an Schlaf ein Zeichen für einen Depression sein.
Weitere Verhaltensmerkmale
Markierverhalten
- Übertriebenes Kratzmarkieren
Kratzmarkieren an sozial wichtigen Orten und Gegenständen dient der Katze zur Kommunikation. Eine unsichere oder gestresste Katze zeigt dieses Verhalten unnatürlich oft und wirkt dabei hektisch und angespannt.
- Harnmarkieren
Wie das Markieren durch Kratzen dient das Markieren mit Urin der Kommunikation. Katzen unterstreichen damit ihren Revieranspruch, grenzen sich von anderen Katzen ab und vermeiden damit unvorhergesehene Begegnungen im eigenen Revier.
Bei chronischem Stress und Angststörungen verliert sich oft das Ritual des Markierens mit schnuppern vor und nach dem eigentlichen Vorgang, es wird an immer mehr Stellen mit Urin markiert – die Katze wiederholt diesen Vorgang automatisiert.
- Gesichtsmarkieren
Fühlt sich eine Katze rundum wohl, markiert sie Menschen, Gegenstände und Ecken an Wänden mit ihren Gesichtspheromonen. Sie bringt damit ihren eigenen Geruch an und fühlt sich sicher.
Ängstliche und gestresste Katzen tun das entweder gar nicht oder in übertriebener Form.
Unsauberkeit
Abdeckung der Couch als Schutz gegen Urin
Ängstliche und unsichere Katzen, die sich insbesondere im Mehrkatzenhaushalt nicht mehr trauen, die Katzentoiletten zu benutzen, stehen so stark unter Stress, dass sie ihre Geschäfte häufig überall in der Wohnung verrichten oder ausschließlich nachts, wenn es vermeintlich ruhiger ist.
Defensive Aggression
- mit defensiver Körperhaltung, fauchen, spucken oder auch knurren
- Verteidigung durch Schlagen, Schnappen oder Zubeißen, wenn die Individualdistanz der Katze unterschritten wird und sie keine Möglichkeit zur Flucht hat
Ersatzhandlungen um den Stress abzubauen
- ständiger Hunger
- übermäßiges Putzen bis hin zum Ausreißen des Fells oder Kahl lecken
- ruheloses Umherlaufen
- andauerndes Miauen
Körperliche Anzeichen, die vom vegetativen Nervensystem gesteuert werden
- Schwitzen
- Hecheln
- Speicheln
- Unwillkürlicher Harn- und Kotabsatz
- Erweiterte Pupillen
- Erhöhte Herz- und Atemfrequenz
Lang andauernder Stress kann zudem organische Symptome auslösen
- Darmentzündungen
- Erbrechen
- Großflächiger oder lokal auftretender Haarausfall
- Übergewicht
- Stressbedingte Blasenentzündung (FIC)
- Haarausfall (Alopezie)
Wichtig:
Auch Erkrankungen können alle genannten Stress-Symptome auslösen!
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Admin - 09:45 @ Verhalten | 18 Kommentare